Westfalenfleiß im Gespräch mit der Landtagsabgeordneten Simone Wendland
Die CDU-Politikerin aus Münster, Simone Wendland, ist seit 2017 Mitglied des Landtages NRW. Sie und noch weitere Politikerinnen und Politiker aus Münster, die auf Bundes- und Landesebene tätig sind, hatte der erste Vorsitzende des Werkstattrates der Westfalenfleiß GmbH, Frank Szypior, angeschrieben anlässlich eines neuen Gesetzesvorhabens, das den Werkstätten für behinderte Menschen derzeit Sorgen bereitet. Gleichzeitig hatte er - mit Unterstützung durch Hubert Puder, Sprecher der Geschäftsführung - die Abgeordneten eingeladen, sich die Westfalenfleiß-Werkstatt persönlich anzusehen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Dieser Einladung ist nun Simone Wendland zusammen mit Jens Heinemann, CDU-Ratsherr und familienpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, in Münster gefolgt. Frank Szypior, Hubert Puder, Verwaltungsleiterin Sarah Krause sowie Geschäftsbereichsleiter Michael Sandner hießen die Gäste herzlich willkommen und informierten sie umfassend über die Westfalenfleiß GmbH und ihre Tochtergesellschaft MDS GmbH.
Die Arbeit von Werkstätten sei ihr grundsätzlich bekannt und auch auf dem Gut Kinderhaus halte sie sich häufiger auf, außerdem habe sie im Dezember vergangenen Jahres den Adventszauber in der Bürgerhalle der Bezirksregierung besucht, erklärte Simone Wendland. Dass aber die Beschäftigten bei Westfalenfleiß so qualitativ hochwertige industrielle Arbeit erbringen, habe sie bisher nicht im Detail gewusst, bekannte sie. „Es muss viel häufiger in der Öffentlichkeit präsentiert werden, welche ausgezeichneten Leistungen Menschen mit Behinderung erbringen. Das hat etwas mit Wertschätzung zu tun und dem Bewusstsein, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten haben“, erklärte die Politikerin.
Schließlich kam der eigentliche Anlass für den Besuch zur Sprache – die Planung der Bundesregierung, das Ausbildungsgeld in Werkstätten für behinderte Menschen zu erhöhen. „Grundsätzlich freuen wir uns sehr über das Vorhaben, das Ausbildungsgeld von 80 € auf 117 € im Monat zu erhöhen“, erklärte Frank Szypior. Bei genauerem Hinsehen müsse jedoch leider festgestellt werden, dass die Erhöhung auch Nachteile mit sich bringt.
„In NRW gilt in den Werkstätten das Solidarprinzip“, erläuterte Hubert Puder. „Das heißt, das Entgelt der schwächeren Beschäftigten wird von den stärkeren mitfinanziert. Eine Erhöhung des Ausbildungsgeldes und damit auch des Grundbetrages der Beschäftigten im Arbeitsbereich der Werkstätten geht automatisch auf Kosten der leistungsstärkeren Menschen mit Behinderung. Wenn alle Werkstattbeschäftigten einen um 37 € erhöhten Grundbetrag erhalten, dann verdienen bei gleicher Auftragslage all diejenigen, die im Rahmen des Steigerungsbetrages über 117 € bekommen, weniger als jetzt.“ Die Alternative sei, dass in den Werkstätten durch weitere Aufträge oder höhere Preise mehr Geld eingebracht werden müsse. „In unserer Werkstatt mit rund 900 Beschäftigten wären das etwa 400 000 € mehr im Jahr, die von den Menschen mit Behinderung erwirtschaftet werden müssten. Das können wir kaum schaffen.“, brachte Michael Sandner die Sorge auf den Punkt und erläuterte den Gästen, warum sich das schwierig gestaltet. „Wir können nicht einfach die Preise für unsere Produkte und Dienstleistungen erhöhen, dann suchen sich unsere Kunden andere Auftragnehmer, die die Leistungen preiswerter erbringen und das ist dann eher kontraproduktiv“, nannte er ein Beispiel für die Umsetzungsproblematik.
Gemeinsam wurden Lösungsmöglichkeiten für dieses Dilemma erörtert. Die Landtagsabgeordnete versprach, mit dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, Karl-Josef Laumann über die Probleme bei der Umsetzung des Gesetzesvorhabens zu sprechen und das Thema in verschiedene politische Gremien einzubringen.
Beim anschließenden Rundgang durch die Arbeitsgruppen am Kesslerweg ließ sich Simone Wendland von einigen Beschäftigten einzelne Arbeitsschritte ihrer Tätigkeiten erklären und zeigte sich sehr beeindruckt. „Das sind zum Teil sehr komplizierte Arbeitsabläufe, die Präzisionsarbeit erfordern“, staunte sie und lobte die Konzentration und Geschicklichkeit der Beschäftigten. Ihr gefalle auch die familiäre Arbeitsatmosphäre und die Freundlichkeit, mit der ihr alle bei Westfalenfleiß begegnet seien. Nach dem informativen Besuch mit konstruktivem Austausch verabschiedeten sich die beiden Politiker mit der Zusicherung, sich für die besprochenen Themen stark zu machen.