Warten! Worauf? Wie lange? Warum? Antworten dazu gab es beim inklusiven Gottesdienst in der Erlöserkirche – in diesem Jahr per Livestream
Gespannte Aufregung herrschte in der evangelischen Erlöserkirche an der Friedrichstraße. Wer soll an welchem Platz stehen? Wie können die vorgeschriebenen Corona-Abstände eingehalten werden? Wo sollen die Kameras und Mikros platziert werden? Klappt das wohl alles mit der Live-Übertragung?
Da der 23. inklusive Gottesdienst unter Mitwirkung des religiösen Gesprächskreises von Pfarrer Reinhard Witt, der evangelischen Familienbildungsstätte und dem Westfalenfleiß-Gospelchor unter der Leitung von Leo Michalke bereits zum zweiten Mal hintereinander wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte, wurde die Veranstaltung dieses Jahr als Livestream ausgestrahlt. „Das machen wir zum ersten Mal und dazu noch in einer viel kleineren Besetzung als sonst. Heute sind elf Chormitglieder im Einsatz, normalerweise sind wir 60 Sängerinnen und Sänger. Und uns kann ja nachher auch die ganze Welt zusehen. Deshalb sind wir alle ein wenig nervös“, verriet Leo Michalke zu Beginn. Bald war jedoch alles geklärt und aufgebaut. „Wir haben dann zuerst eine Generalprobe gemacht“, berichtet Teilnehmerin Christine Amedinck, „schließlich muss alles sitzen, wenn die Live-Übertragung anfängt.“
Dank der eingespielten Teams des Gospelchors und des Gesprächskreises sowie der professionellen Unterstützung durch Thomas und Heike Stender als Ton- und Bildtechniker*in konnte der Gottesdienst wie geplant um Punkt 15 Uhr starten. Wie weggeblasen war plötzlich das Lampenfieber, als der Chor – virtuos wie immer – das Lied „Von guten Mächten“ sang. Pfarrer Reinhard Witt begrüßte die Menschen „wo auch immer Sie uns zusehen“ und führte in das Thema `Warten´ ein.
„Warten auf etwas begleite die Menschen ein Leben lang – warten auf Personen, warten auf Ereignisse, warten auf Anerkennung, warten auf Erfolg. Jetzt in der Coronazeit sei das Warten besonders aktuell. Warten auf die Tests, warten auf die Impfung, warten auf Lockerungen, warten auf das Ende der Pandemie. Man könne aber nicht nur passiv warten, sondern manchmal auch aktiv dazu beitragen, voranzukommen. „Wir können uns anstrengen, um etwas zu erreichen – auch im Kampf mit dem Virus“, appellierte der Pfarrer an die Zuhörenden. Aber mitunter könne man nur beten, dass das Warten ein Ende hat.
Mit eindrucksvollen Beispielen aus ihrem persönlichen Leben, veranschaulichten Klaus und Birgit Deller vom Gesprächskreis, was `Warten´ für sie bedeutet und wann sich das Warten für sie gelohnt hatte. Mit Blick auf seine Ehegattin Birgit, berichtete Klaus Deller, dass er lange auf die `richtige´ Frau gewartet und sie dann schließlich wirklich gefunden habe. Das machte Mut und gab der Hoffnung Ausdruck, dass doch vielleicht alles gut wird.
Hoffnung und Zuversicht spiegelte sich auch wider, als die Solisten, Leo Michalke am Cello und Christian Przybyl am Klavier zum Abschluss das Stück „Somewhere over the Rainbow“ erklingen ließen. Und wie verabredet strahlte plötzlich nach einem eher trüben Tag die Sonne durch die Kirchenfenster!
Alle Protagonisten waren sich einig, dass alles wunderbar geklappt und - auch wenn es ohne Publikum ungewohnt war - Spaß gemacht hat. „Aber wir warten und freuen uns jetzt schon auf den nächsten Live-Gottesdienst“, da herrscht dann doch eine ganz andere Atmosphäre von Nähe, Zusammengehörigkeit und Festlichkeit“, hält Pfarrer Witt abschließend fest und bedankte sich bei allen Mitwirkenden. Dank gilt auch dem Förderverein Kultur und Freizeit für die finanzielle Unterstützung.
Einen Mitschnitt des Gottesdienstes können Sie sich ansehen unter: https://youtu.be/yD7rflmwFHo