Ein gelungener Abend mit Pizza und Poesie

Dass Ehrenamtliche sich für Menschen mit Behinderung einsetzen, ist nicht ungewöhnlich. Dass sie sich aber gemeinsam mit ihnen für einen guten Zweck engagieren, hat eher noch Seltenheitswert. Seit 2011 findet an jedem ersten Sonntag im Monat im Pfarrzentrum St. Clemens in Telgte das `Kirchenkaffee St. Marien Telgte´ statt. Nach dem Hochamt können die Kirchgänger dort  gegen eine kleine Spende bei Kaffee und Gebäck gemütlich zusammensitzen, sich kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen. Organisiert wird die Veranstaltung von verschiedenen Gruppen aus der Gemeinde.  Mit dabei ist seit 2015 auch das ` inklusive Kirchenkaffee-Team´ bestehend aus rund elf ehrenamtlich tätigen Frauen mit und ohne Behinderungen, darunter auch drei Bewohnerinnen der Westfalenfleiß-Wohnstätte Telgte. Mit den Spendenerlösen der jeweiligen Termine des inklusiven Kirchenkaffee-Teams unterstützt die Gruppe soziale Initiativen in Telgte. Nun hat sich die Gruppe zusätzlich zu dem bestehenden Angebot etwas Neues ausgedacht. Unter dem Motto `Pizza und Poesie´ lud sie die Gemeindemitglieder zum ersten Mal zu einer ganz besonderen Aktion ein. 

Bunte Tulpen in alten Kaffeekannen und Teelichte in dünnwandigen Porzellantassen zieren die Tische im Pfarrsaal, Pizzaduft zieht durch den Raum. Etwa 15 Personen sind der Einladung des `inklusiven Kirchenkaffee-Teams´ zu einem im wahrsten Sinne unterhaltsamen Abend gefolgt. „Wir haben Pizza bestellt, Wein und andere Getränke gekauft und die Gäste gebeten, ein Gedicht mitzubringen“, erklärt Barbara Röttgermann, Initiatorin der Kirchenkaffee-Gruppe. „Die Idee war, dass wir lecker zusammen speisen und anschließend jeder etwas Schönes vorträgt.“ 

So haben dann auch alle Anwesenden ausgesuchte Bücher und Texte dabei. Nacheinander treten sie an das extra für diesen Zweck aufgebaute Redner-Pult, um den anderen etwas vorzulesen. Doryn Herbst, Mitglied des inklusiven Kirchenkaffee-Teams, hat selbstgeschriebene Verse in ihrer Muttersprache Englisch mitgebracht. Passend zum Wetter draußen trägt eine Westfalenfleiß-Bewohnerin ein paar Zeilen vor: „Stürmisch sind die ersten Tage, Schnee ist leider nicht zu sehn und der Regen peitscht durch Gassen, mag man nicht aus dem Hause geh´n.“ Ihre Mitbewohnerin Simone Scheffler hat – ebenfalls jahreszeitgemäß - das `Gedicht vom Schnupfen´ dabei. 

Gebannt lauschen die Teilnehmenden auch dem weiteren bunten Sammelsurium von Versen und Gedichten: lustige Reime, ernste Lyrik, nachdenkliche Zeilen, Liebesgedichte. Sehr zum Vergnügen der Anwesenden erzählt Gemeindemitglied, Sabina Althoff, ausgesprochen lebhaft die Geschichte der Witwe Bolte von Wilhelm Busch: „Max und Moritz im Verstecke, Schnarchen aber an der Hecke. Und vom ganzen Hühnerschmaus guckt nur noch ein Bein heraus. Dieses war der zweite Streich…“ - immer wieder untermalt von passend zum Text illustrierten Bildern. Zum Abschluss singt Pater Ephrem ein Lied, mit dem die Mönche in seinem Heimatland Indien morgens den neuen Tag begrüßen. 

„Das war wirklich ein sehr anrührender und schöner Abend“, resümiert Anne Schulte, die als Ehrenamtskoordinatorin bei Westfalenfleiß und Telgter Bürgerin die Brücke zwischen allen Beteiligten schlägt. Auch den Wohnstätten-Bewohnerinnen hat es ausnehmend gut gefallen: „Unser Experiment ist gelungen, Fortsetzung folgt bestimmt…“!

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