Ein bereichernder Einblick in den Alltag einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung
Interessiert blickt Lars Büscher auf das Bedienungsfeld der CNC-Fräse in der Westfalenfleiß-Schreinerei. Gerne ließ sich der Auszubildende als Bankkaufmann der Sparda-Bank Münster vom Werkstattbeschäftigten Philipp Meusel erklären, wie mit Hilfe dieser Maschine Holz-Werkstücke durch moderne Steuerungstechnik mit hoher Präzision hergestellt werden. Eine Woche lang hat er - ebenso wie seine Ausbildungskollegin Michelle Kuhn - den Beschäftigten der Westfalenfleiß-Werkstatt bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut und sich bei den Gruppenleitungen einen Einblick verschafft, wie Menschen mit Behinderung bei ihrer Arbeit angeleitet werden.
Die beiden jungen Leute waren sehr beeindruckt. „Wir haben Gemüse eingesät, Pflanzen umgetopft, Frühbeete gefüllt und Rank-Hilfen eingesteckt“, berichtet Michelle Kuhn von ihrem Praktikum in der Gärtnerei. „Das war etwas ganz Anderes als mein Berufsalltag in der Bank. Es hat mir eine sehr bereichernde Einsicht in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung gegeben“, so Michelle Kuhn weiter.
Dieser Perspektivwechsel wurde ermöglicht durch das Projekt `MitWirkung´ - ein Personalentwicklungs-Programm für Auszubildende und Nachwuchsführungskräfte, das vom Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V. in Mülheim an der Ruhr initiiert wurde. Den Auszubildenden soll damit Gelegenheit gegeben werden, ihre sozialen und personalen Kompetenzen zur erweitern.
„Ich habe meine Hospitationswoche zunächst mit gemischten Gefühlen angetreten“, gesteht Lars Büscher. „Ich wusste ja gar nicht, was auf mich zukommt. Aber diese Zweifel sind schnell verflogen. Die Offenheit und Ehrlichkeit der Menschen hier bei Westfalenfleiß haben es mir sehr leicht gemacht.“
Neben den Tätigkeiten in der Schreinerei wie Schleifen, Bohren, Sägen und Zusammensetzen von Holzprodukten habe er mit einigen Werkstattbeschäftigten intensive Gespräche über ihre Lebensgeschichten geführt. Da sei ihm erst einmal so richtig bewusstgeworden, wie schnell ein Schicksalsschlag das komplette Leben verändern kann und wie fließend die Grenzen zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen sind.
Aber auch die Beschäftigten der Schreinerei und der Gärtnerei haben profitiert. Es habe sie stolz gemacht, zu zeigen, welche Leistungen sie erbringen. Und es sei interessant gewesen zu erfahren, was man in der Ausbildung an einer Bank so alles macht.
Am Ende wartete auf Westfalenfleiß noch eine schöne Überraschung. Als Dankeschön überreichten Michelle Kuhn und Lars Büscher einen Spendenscheck von der Sparda-Bank über 1000 € an die Pädagogische Geschäftsführung, Franziska Trappe. Der Betrag wird einfließen in den Bau eines Pausenpavillons für die Nichtraucher*innen in der Werkstatt.
„Da wir beide auch nicht rauchen, können wir uns mit dieser Idee sehr gut identifizieren“, waren sich die beiden Azubis einig. Und sie blickten noch einmal zurück auf die Woche bei Westfalenfleiß: „Diese Zeit hat uns persönlich weitergebracht. Wir haben viel gelernt, auch in Bezug auf unsere eigenen sozialen Kompetenzen. Wir würden anderen jungen Menschen in jedem Fall empfehlen, es uns gleich zu tun.“